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Politik und Protest in der Musik der 80er Jahre

Thema: Lifestyle

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Foto: musik-protest_01.jpg
 

Von Synthie-Pop bis zur Mauerfall-Melodie: Die politische Note der 80er


Es ist kein Geheimnis, dass die Musik der 80er Jahre gerade so vor Synthesizer-Sounds und schrägen Frisuren strotzte, aber unter dieser glitzernden Oberfläche verbarg sich oft eine tiefere Bedeutung. Die Epoche, die uns modische Sünden wie Schulterpolster und Vokuhila vererbte, war auch eine Zeit des Umbruchs und der politischen Unruhe. Musiker und Bands aus aller Welt nutzten ihre klangvollen Plattformen, um sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen, die Politik anzuprangern oder einfach ihre Sorgen über die Weltlage in Melodien zu verpacken.

Von den USA bis nach Deutschland - kein Ort war immun gegen den Protest-Ohrwurm. In Amerika navigierten Bruce Springsteen und seine "Born in the U.S.A."-Klänge zwischen patriotischer Hymne und beißender Kritik am Vietnamkrieg, während auf der anderen Seite des großen Teichs die britischen Ikonen The Police mit "Invisible Sun" eine unmissverständliche Anspielung auf den Nordirlandkonflikt lieferten.

Die Rhythmen der Rebellion: Lieder als Widerstand


Echte 80er-Jahre-Fans erinnern sich wehmütig an das Knistern des Vinyls, das Aufflammen eines Zippo-Feuerzeugs während einer Ballade und natürlich an die Bands, die ihre Gitarrensaiten nicht nur für den Rock 'n' Roll anschlugen, sondern um die Welt wachzurütteln. Es war, als hätte die Wut über ungerechte gesellschaftliche Verhältnisse und politische Schieflagen die Musiker dazu veranlasst, ihren Ärger in Akkorde zu gießen.

Die britische Band The Clash stellte mit "Rock the Casbah" unter Beweis, dass sich auch tempogeladener Punk und politische Statements nicht ausschließen. Dagegen setzte die deutsche Band Nena mit "99 Luftballons" ein friedliches, doch eindringliches Zeichen gegen den Kalten Krieg. Die Story eines durch ein Versehen ausgelösten Atomkrieges sollte eine ganze Generation darüber aufklären, dass der Finger am roten Knopf zitterte.

Synthesizer-Sounds mit Systemkritik


Wenn es einen Werkzeugkasten der 80er Jahre gibt, dann enthält dieser definitiv einen Synthesizer. Doch inmitten von Neonfarben und Keytars versteckten sich auch Songs, die mehr als nur Tanzflächenhits sein wollten. Depeche Mode zum Beispiel nutzte den elektronischen Vibes seines Albums "Construction Time Again", um Themen wie Arbeitslosigkeit und Umweltzerstörung anzusprechen.

Es scheint, als hätte der künstlerische Ausdruck jener Tage zwei Ziele verfolgt: das Publikum mit eingängigen Beats zum Tanzen bringen und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen. Eine Prise Gesellschaftskritik hier, ein wenig aufrütteln des Gewissens da - die Rezeptur für den typischen 80er-Jahre-Hit mit Haltung.

Der Soundtrack des Eisernen Vorhangs


In keiner anderen Region wurde die politische Wucht der Musik so spürbar wie im geteilten Deutschland. Ost- und West-Berlin entwickelten sich zu musikalischen Brennpunkten, an denen sich politische Spannungen in den Texten der Songs und in den Forderungen auf den Konzerten widerspiegelten. Kein Wunder also, dass gerade hier die Musik zu einer Art inoffizieller Hymne für Freiheit und Veränderung wurde.

Musikgrößen wie David Bowie und U2 fanden sich in West-Berlin ein, um die Atmosphäre der geteilten Stadt in ihre Songs zu weben. Und wer könnte "Wind of Change" von den Scorpions vergessen? Obwohl der Song zu Beginn der 90er erschien, hatte er seinen musikalischen Vorlauf sicherlich in den 80ern, als das Bedürfnis nach Veränderung bereits hohe Wellen schlug und in die Medienwelt hinausgrollte.

Da capo al fine: Die 80er als musikalische Protestnote


Die 80er mögen stilistisch für einige ein Dekade des modischen Gruselkabinetts sein, aber musikalisch boten sie eine Plattform für tiefgreifende Veränderungen und ernsthaften politischen Diskurs. Die Songs jener Zeit waren nicht nur für das Radio und die Tanzfläche gedacht - sie waren Hymnen für die Hoffnung, Kassandrarufe in dunklen Zeiten und manchmal einfach ein harmonisches Mittelfingerzeigen an die Machthaber.

Musik war das Megaphon, das die stillen und nicht so stillen Proteste über Grenzen hinweg trägt. Auch wenn manch einer die politische Botschaft in den Hits vielleicht übertönt hat oder zu sehr mit dem Moonwalk beschäftigt war, überdauern die Lieder und ihre Bedeutungen bis heute. Die 80er lehren uns, dass man mit genügend Hall, einer Prise Rebellion und einer guten Melodie tatsächlich etwas bewegen kann - und sei es nur die Tanzfläche.
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