Ein nostalgischer Lichtblick in der digitalen Dunkelkammer
Ist es nicht herrlich paradox? In einer Welt, in der wir unsere Toastscheiben mit einem Filter verschönern können, bevor wir sie zu uns nehmen, erlebt die gute alte Analogfotografie ein fulminantes Comeback. Warum, fragen Sie sich? Nun, ganz einfach, weil wir Menschen Gefühle haben! Und die Analogfotografie ist das Patschenkino der Gefühle. Sie erinnert uns daran, dass nicht alles im Leben über "Undo"- und "Ctrl+Z"-Tastenkombinationen verfügt. Die Fotografie auf Film zwingt uns in eine wunderbare Langsamkeit, bietet Charme und Charakter, den kein Instagram-Filter je nachahmen könnte. In diesem warmen Licht, das nur die chemische Reaktion von Silberhalogenid zaubern kann, sehen sogar unsere unfotogenen Cousinen aus wie Models des letzten Jahrhunderthändels.
Das Korn, das man lieben lernt
Wo wir gerade bei Cousinen sind: Körnigkeit war in der digitalen Welt lange Zeit der Feind Nummer eins – so vermieden wie Gluten auf einer hippen Geburtstagsparty. Aber in der analogen Welt? Hier wird es gefeiert wie der gute alte Chianti! Denn Korn ist Charakter. Es ergänzt die Bildkomposition, statt sie zu stören. Es gibt uns das Gefühl des Authentischen, des Unverfälschten. Jedes Mal, wenn der Film voranschreitet, weiß man nie so ganz genau, was am Ende rauskommen wird – ein bisschen wie beim Bäcker, wenn man sehnsüchtig auf das Sonntagsbrot wartet.
Zeitinvestition als Qualitätsmerkmal
Heutzutage, wo alles nur noch von Effizienz und Schnelligkeit getrieben ist, wird Zeit als Investition oft fehlinterpretiert als Zeitverschwendung. Bei der Analogfotografie ist dies anders; hier ist Zeit ein essentieller Bestandteil des kreativen Prozesses. Es beginnt beim sorgfältigen Laden des Films und endet erst, wenn das letzte Bild liebevoll in das Album geklebt wird – oder erst, wenn man das Bild sieht und sich entscheidet, es zu übermalen, denn man erinnert sich plötzlich, warum man mit Cousin Herbert eigentlich seit 1996 nicht mehr spricht.
DIY entwickeln im Badezimmer-Labor
Sollte man das heimische Badezimmer in ein Entwicklerstudio umwandeln? Absolut! Wer braucht schon eine Badewanne, wenn man auch eine Fixierschale haben kann? Und während man so dort im Halbdunkel steht, mit der Wanne voller Chemikalien und Liebe, da wird einem plötzlich klar: Analogfotografie hat etwas Meditatives. Das digitale "Click-and-View"-Verfahren wird ersetzt durch das sinnliche Schlängeln des Films durch die Spirale in der Dunkelkammer. Es ist fast so, als würde man sein eigenes Kind zur Welt bringen, nur ohne die ganzen Schreie und Windeldiskussionen danach.
Nostalgie vs. High-End-Scanner
Aber wir wären nicht im 21. Jahrhundert, wenn wir die Analogfotografie nicht mit einem Bein in der digitalen Welt hätten. Daher ist es durchaus keine Seltenheit, dass Nostalgie-Fans ihre mit Liebe entwickelten Filme anschließend akribisch scannen, um sie dann auf Social Media zu teilen. Ein paradoxes Spiel von alt und neu, das die Gemeinschaft stärker vereint, als man es je für möglich gehalten hätte. Die Instagram-Story eines sorgfältig gescannten alten Fotos – ist das nicht herrlich widersprüchlich?
Die Magie der Wartezeit
Abschließend darf die Magie der Wartezeit nicht unerwähnt bleiben, die mit jedem Drücken des Auslösers verbunden ist. Beim digitalen Schnappschuss geht es oft mehr um Quantität statt Qualität. Dagegen ist jedes Bild auf einem analogen Filmstreifen ein kleines Investment. Es dauert, bis man das Ergebnis sieht, und dieses Warten schafft eine Art Vorfreude, die in unserer sofortigen Verfügbarkeitskultur fast vergessen scheint. Es ist ein bisschen wie beim Flaschenpostversand – nur dass die Nachricht hier aus Licht besteht, das geduldig darauf wartet, durch die Zeit zu reisen, bis es endlich in seine endgültige Form entwickelt wird.
Zugegeben, die Liebe zum analogen Film mag ein wenig wie der Besuch eines Flohmarktes sein: Man weiß nie, was man findet, es riecht ein wenig eigenartig, aber letztlich entdeckt man immer wieder aufs Neue den Charme des Echten, des Handgemachten. Für all diejenigen, die den digitalen Geruch von Nullen und Einsen satt haben, könnte ein Ausflug in die analoge Fotografie genau das richtige olfaktorische Gegenmittel sein. So erheben wir das Glas – oder besser die Dunkelkammerlampe – auf das anhaltende Flackern des analogen Films. Er ist nicht tot – er entwickelt sich nur langsamer.