In den Kopfkinos vieler Reisender spielt Osteuropa meist nur die Nebenrolle des geheimnisvollen, teilweise unterschätzten Protagonisten. Dabei ist vor allem Ungarn ein Land, das mit seinem Charme und seinen kulinarischen sowie kulturellen Highlights locker um die Hauptrolle im Blockbuster der Reiseziele buhlen könnte. Wenn ihr also dachtet, eine Reise nach Ungarn würde nur aus Gulasch-Likör und einem Schnellkurs in der völlig verwirrenden ungarischen Sprache bestehen, dann haltet euch fest: Es ist so viel mehr. Aber ja, das Gulasch ist wirklich unverschämt gut.
Thermalbäder: Das Wellness-Paradies für Frostbeulen und Szenegänger
Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: Ungarn ist das Land der Thermalbäder. Die Magyar lieben ihre heißen Quellen, und das zu jeder Jahreszeit. Mit über 1.000 heißen Quellen hat das Land mehr warme Badeerlebnisse zu bieten als ein Cat-Content-Video Likes sammeln kann. Budapest allein ist eine Stadt der Superlative, wenn es ums Baden geht – es wird nicht umsonst die "Stadt der Bäder" genannt. Und während die Jugend in den Ruinenbars der Hauptstadt das Leben feiert, tun Großtanten und -onkel in den Thermalbädern eigentlich dasselbe, nur eben eingetaucht in mineralreiches Wasser. Falls ihr also denkt, dass ein Bademantel nur etwas für den trostlosen Sonntagabend ist, wird euch ein Trip in eines dieser Bäder eines Besseren belehren.
Burgen, Wein und Paprika – Die Würze Ungarns
Wer seinen Bademantel dann doch mal gegen bequeme Wanderschuhe tauschen möchte, dem sei gesagt: Ungarn ist auch ein Fest für Kulturliebhaber und Aktivurlauber. Die ungarische Landschaft ist gesprenkelt mit Burgen, Schlössern und Weinbergen, als hätte ein malerisch veranlagter Riese mit Bauwerken statt Farbe gemalt. Nehmen wir zum Beispiel die Burg von Eger – ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird und man ganz nebenbei den Egri Bikavér, den Stierblut-Wein, verkosten kann. Dieser Wein ist so kräftig, dass er sogar den Vampiren aus den benachbarten Karpaten die Schau stehlen könnte.
Eine Sprache, die selbst den Google-Übersetzer weinen lässt
Gut, reden wir über den Elefanten im Raum - die ungarische Sprache. Es ist kein Geheimnis: Ungarisch gehört zu den kompliziertesten Sprachen Europas. Die Aussprache lässt die Zungen von Native English Speakern in Formen verbiegen, die eher an komplexe Yogapositionen erinnern. Aber lasst euch davon nicht abschrecken! Die Ungarn sind ein freundliches Volk, und ein paar gebrochene ungarische Worte werden euch Lächeln und offene Arme einbringen – und vielleicht auch den einen oder anderen kostenlosen Pálinka. Wer also bei "Szervusz" (Hallo) und "Köszönöm" (Danke) nicht aufgibt, wird mit Herzlichkeit belohnt.
Das Fest der Sinne auf ungarischen Märkten
Bei einem Streifzug durch die ungarischen Märkte werdet ihr feststellen, dass ihr euch hier in einem Echtzeit-Kochbuch befindet. Die Märkte sind eine Symphonie der Düfte: Paprika in allen Schärfegraden, frische saisonale Früchte und natürlich zahlreiche "Csabai" Würste, die um eure geschmackliche Gunst buhlen. Der Große Markthalle in Budapest ist dabei der König unter den Märkten, wo sich Tradition und Moderne die Hand reichen.
Die ungarische Gastfreundschaft: Warum "Puszi" keine Anmache ist
Zum Schluss werfen wir noch einen Blick auf das, was Ungarn wirklich besonders macht: Seine Menschen. Die ungarische Gastfreundschaft ist legendär, und wer einmal eine ungarische Hausparty besucht hat, weiß, dass "Puszi" (Küsschen) hier keine flirterischen Avancen sind, sondern Teil der Begrüßungskultur. Ihr werdet mit offenen Armen und gefüllten Tellern empfangen, vorausgesetzt, ihr hebt euer Glas mit dem angemessenen „Egészségedre“ (Prost)!
So packt eure Badeschlappen und euer natürlichstes Lächeln ein und macht euch bereit für ein Abenteuer in Ungarn – einem Land voller Wärme, sowohl metaphorisch als auch hydrothermal.