Haute Couture und die Demokratisierung der Mode: Von exklusiven Salons zu Ready-to-Wear
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Die Hohe Kunst des Untragbaren: Ein Blick auf die Haute Couture
Die Welt von Chanel Tweed und Dior Tüll ist eine, in der die Realität gerne mal auf ein Glas Prosecco am Seine-Ufer verzichten darf, um auf Stilettos durch das Reich der Fantasie zu stolzieren. Haute Couture, das ist Mode, die so erhaben über unseren Alltagskleidern schwebt, dass sie manchmal den Boden unter den Füßen zu verlieren scheint. Hier zählen nicht Nutzen und Bequemlichkeit, sondern die Kunst des Machbaren. Jedes Stück ein Unikat, geschaffen aus den Träumen von Designern, die offenbar noch nie vor der Herausforderung standen, einen vollen U-Bahn-Wagen zu besteigen.
In diesem exklusiven Kreis trifft materieller Überfluss auf kunstvolle Handarbeit. Nicht die Frage "Kann man damit auch wirklich zur Arbeit?" steht im Raum, sondern ein bewunderndes "Wie viele Stunden hat das denn gedauert?". Die Haute Couture kredenzt Mode als Theater, als einen Ort, an dem jede Faser, jede Perle Teil einer Geschichte ist. Aber ist diese Welt nur für die Augen einer elitären Minderheit bestimmt gewesen? Nicht ganz. Denn so wie Cäsar einst das gemeine Volk mit Brot und Spielen bei Laune hielt, so begann die Haute Couture, die Massen in ihr Schauspiel einzuladen.
Von der Exklusivität des Couturiers zum Ready-to-Wear-Revolutionär
Lange war die Haute Couture synonym mit Exklusität und Unerreichbarkeit. Die phantastischen Kreationen waren nur den wenigen Auserwählten vorbehalten, deren Bankkonten so opulent bestückt waren wie die Ärmel einer Balenciaga-Robe. Doch es kam, wie es kommen musste – die Demokratisierung ging um! "Pret-a-porter" flüsterte der Wind der Veränderung, und die Modehäuser begannen, etwas herzustellen, das zwar immer noch stylisch, aber deutlich erdverbundener war. Nicht mehr ausschließlich maßgeschneidert, sondern "bereit zum Tragen".
Die Revolution der Ready-to-Wear-Bewegung brachte die Mode aus den sorgsam gehüteten Salons und in die Schaufenster der Geschäfte, die von Normalsterblichen frequentiert wurden. War das nun das Ende der Exklusivität? Mitnichten. Die Marken wussten die Kunst der Verführung zu wahren, indem sie ihren exklusiven Flair über subtil platzierte Logos und durchdachtes Marketing auch in die Gänge der Konfektionsware einhauchten. Der Übergang von der Haute Couture zum Ready-to-Wear war somit weniger eine Revolution, sondern eher eine Evolution – mit einem leichteren Touch.
Das Instagrammable Ich – Social Media und Mode für alle
In Zeiten, in denen unser täglich Brot ein Like auf Instagram sein kann, hat sich die Darstellung von Mode erneut gewandelt. Wo früher gierige Augen hinter den Seilen der Modenschauen lechzten, wird heute der Laufsteg in die virtuelle Welt verlagert. Mode ist längst nicht mehr nur eine Frage des tatsächlichen Besitzes, sondern auch der digitalen Repräsentation. Und hier kommen wir ins Spiel: die Influencer, die Avantgarde der Ready-to-Wear-Truppentruppen.
Die sozialen Medien wurden zum Katalysator für eine Modewelt, in der jeder mit genügend FollowerInnen zum Trendsetter werden kann. Die Haute Couture hat diesen Trend nicht verschlafen – nein, sie hat sich ein eigenes Instagram-Konto zugelegt und sendet nun, statt exklusiver Einladungen, Push-Benachrichtigungen an die digitale Hautevolee. So ist die einst so elitäre Mode omnipräsent und zieht in Form von Influencer-Marketing und digitaler Nähe breite Kreise in die Massen.
Die Nachhaltigkeit – Eine Herausforderung für den Modeolymp
In einer Zeit, in der wir realisieren, dass unser Planet leider kein Kleiderschrank mit unendlichem Platz ist, sind Designer und Modehäuser mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: der Nachhaltigkeit. Plötzlich ist das Kleid aus recycelten Plastikflaschen das neue Schwarz und ökologische Verantwortung wird zur Frage des guten Geschmacks.
Die Modeindustrie, die lange für ihren extravagant hohen Konsum bekannt war, macht jetzt ihre ersten Gehversuche im Grünbereich. Haute Couture und Ready-to-Wear stehen gleichermaßen in der Pflicht, einen Teil zum Umweltschutz beizutragen. Die Frage "Kann ich das zu einem Brunch tragen, ohne dass es einer bemerkt?" koppelt sich nun an "Wie viele Ressourcen musste die Erde dafür hergeben?". Eine spannende Wendung für ein Feld, das so viel mit Äußerlichkeiten beschäftigt ist.
Zusammenfassend, Ready-to-LoL?
Letztlich bleibt zu bemerken, dass die Demokratisierung der Mode zwar den Zugang zu Stil und Chic vereinfacht hat, doch der Charme und die Faszination der Haute Couture bleiben unvermindert. Ob wir nun in den Traumwelten von Couturier-Kreationen schwelgen oder die pragmatische Prêt-à-Porter-Bodenhaftung bevorzugen: Mode wird uns stets bewegen, inspirieren und manchmal auch ein wenig zum Schmunzeln bringen. In ihr spiegelt sich unsere Gesellschaft, unsere Kultur – und ja, auch unser Bedürfnis, gelegentlich über die Stränge zu schlagen und uns in ein handbesticktes Unikat zu schmeißen, das so realitätsfern ist wie das Vorhaben ein adäquates Ende für diesen Beitrag zu finden.