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Modische Machtspiele: Wie Kleidung politische und soziale Statements setzt

Thema: Lifestyle

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Foto: mode-machtspiele_09.jpg
 

Mächtige Mode: Wenn der Anzug mehr sagt als tausend Worte


Es gibt Dinge im Leben, die scheinen so banal, dass sie eigentlich keiner weiteren Diskussion bedürfen – zum Beispiel Kleidung. Fast jeder trägt sie (zumindest in den meisten öffentlichen Situationen), und obwohl wir oft so tun, als sei es uns egal, was wir anziehen, wissen wir alle, dass dem nicht so ist. Gerade die politische und gesellschaftliche Sphäre demonstriert eindrucksvoll, dass Kleidung weit mehr ist als ein Stück Stoff – es ist ein kommunikatives Machtmittel.

Nehmen wir das Beispiel des Politikers im maßgeschneiderten Anzug. Mit seinem perfekt sitzenden Zweireiher sendet er die unausgesprochene Botschaft: "Ich habe die Kontrolle, ich bin professionell, vertraut mir." Ebenso wirkt ein rotes Kostüm für die Politikerin wie ein rhetorisches Powerplay, es schreit geradezu: "Achtung, hier bin ich, hört mir zu!" Doch diese Modespiele sind nicht nur bei Pressekonferenzen oder im Parlament zu beobachten – die Modewahl bei Protestbewegungen oder auf dem roten Teppich kann ebenso eine machtvolle politische oder soziale Botschaft vermitteln. Wie ein Schachspiel mit Hemden und High Heels tragen Kleidungsstücke zur Strategie der Einflussnahme bei.

Vom Catwalk ins Kabinett: Fashion-Statements mit Folgen


Es wäre aber kurzsichtig, Mode nur auf das klassische Repertoire des Dezenten zu reduzieren. Denken Sie nur an die lauten, bunten und bisweilen aufrüttelnden Ensembles, die sich auf den Straßen von Demonstrationszügen wiederfinden. Hier wird Mode zur Fahne des Protests: Ob Regenbogenfarben als Symbol der LGBTQ-Rechte oder die pinkfarbenen Pussyhats, die zur Ikone des Women's March wurden – was man trägt, kann die Zugehörigkeit zu einer Bewegung ausdrücken und deren Anliegen sichtbar machen.

Aber auch nonverbale Seitenhiebe werden meisterhaft durch Kleidung ausgeführt. Man denke an das berühmt-berüchtigte „I Really Don’t Care, Do U?“-Jäckchen einer First Lady. Ob Absicht oder missglückter Modemoment, die Welt rätselte: War es ein Kommentar zur globalen Gleichgültigkeit oder doch ein subtiles Schulterzucken gegenüber öffentlicher Meinung? Mode wirkt hier wie ein schillernder, flüchtiger Tweet, nur dass man ihn nicht so einfach löschen kann.

Die Symbiose aus Stoff und Status


Es wäre nun leicht zu glauben, dass diese symbolgeladene Kleiderwahl nur eine Frage des persönlichen Geschmacks oder der individuellen Botschaft ist. Doch weitaus öfter ist es ein kalkulierter Akt, ein Teil des Brandings von Politikerinnen und Politikern, von Aktivistinnen und Aktivisten. Imageberaterinnen und Imageberater flüstern ihren Klienten ein, was je nach Anlass angebracht ist, und sei es nur die Krawattenfarbe, die zwischen "besonnen" und "energisch" changiert. Die psychologische Wirkung, die von einem Outfit ausgeht, ist im Kontext von politischen und sozialen Machtspielen nicht zu unterschätzen. Es geht um den Aufbau und die Wahrung von Status, um gesellschaftliches Prestige und letztlich um Einfluss.

Und vergessen wir nicht, dass der moderne Trend hin zur "Casualisierung" – also der zunehmenden Lässigkeit in der Kleiderwahl – ebenfalls politische Statements setzt. Ein CEO im Hoodie? Das ist nicht bloß ein modischer Fauxpas, das ist ein strategisch gewähltes Symbol für Innovation und einen Bruch mit überkommenen Normen. Diese neue Form der Kleiderdemokratie klopft an die Türen der Macht und fragt: Was, wenn nicht die Krawatte, macht einen Leader aus?

Zwischen Rebellion und Respekt: Die Kleidungs-Dichotomie


Doch wie so oft im Leben, bewegen wir uns auch hier auf einem schmalen Grat. Was als rebellisch gemeint ist, kann schnell respektlos wirken. Die Kleidung, die einst als Ausweis des freien Geists galt, kann zur Uniform eines neuen Konformismus werden. Denken wir nur an den Silicon Valley-Stil, der mit seinen Kapuzenpullis und Sneakern eine Rebellion gegen das Establishment symbolisierte, nun aber zum Klischee eines ganzen Industryzweiges geworden ist.

Kleidung in diesem Sinne ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits kann sie zu einem markanten Statement für Individualität und Wandel werden, andererseits kann eine zu starke Assoziation mit einer bestimmten Politik oder sozialen Bewegung zur ungewollten Abgrenzung und Stereotypisierung führen. Wo ziehen wir die Linie zwischen modischer Meinungsfreiheit und der Pflicht zum Dresscode, die keine individuelle Ausdrucksform mehr zulässt?

Ein Stoff für Gedanken


Mode ist also weit mehr als nur eine oberflächliche Äußerlichkeit. Sie ist eine nonverbale Ausdrucksform, die je nach Kontext als sanfter Flügelstoß oder als konfrontatives Geschoss eingesetzt wird. Die Kleidung, die wir wählen, sendet konstant Signale an unsere Umgebung, sei es eine subtile Stilnotiz oder ein politisches Paukenschlag. Es ist an uns, diese Macht sorgsam und bedacht zu nutzen, denn – ob wir es mögen oder nicht – oft spricht unser Outfit lauter als Worte.

In diesem Sinne: Kleiden Sie sich weise, stehen Sie zu Ihrer Macht – aber vergessen Sie nicht, mit einem Augenzwinkern die Botschaft zu senden, dass Sie die Mode als Teil eines größeren Spiels verstehen. Denn trotz aller Ernsthaftigkeit im Umgang mit Statussymbolen darf ein Quäntchen Humor im Kleiderschrank nicht fehlen. Vielleicht ist es gerade dieser letzte Knopf am Sakko, der zum Schmunzeln einlädt und zeigt: Mode ist auch einfach menschlich.
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