Weihnachten steht vor der Tür und während die einen noch debattieren, ob die Bescherung nun am 24. oder 25. stattfindet, sitzt eine Mehrheit von uns im heimeligen Wohnzimmer und schwelgt in nostalgischen Erinnerungen. Die Weihnachtszeit ist ja nichts anderes als ein Fest der Traditionen. Ich persönlich kann mich noch gut erinnern, wie der Adventskranz in meinem Elternhaus immer gleich roch und das nicht nur, weil wir jedes Jahr die Kerzen an der Tankstelle gekauft haben.
Weihnachtstraditionen haben in vielen Familien einen festen Platz und wenn wir ehrlich sind, wird sich dieser nicht einmal durch die argumentativen Künste des Familienintellektuellen ändern lassen. Ob es das Festtagsessen ist, das seit Generationen nach Omas geheiligtem Rezept zubereitet wird, oder das umwerfende Talent des jüngsten Familienangehörigen, „Stille Nacht“ auf dem Blockflötchen darzubieten – wir lieben unsere Traditionen. Sie sorgen für Beständigkeit und Geborgenheit, wofür wir besonders in einer ansonsten so schnelllebigen Zeit dankbar sind oder auch nur sein sollten, wenn die Blockflöte wieder mal etwas zu schrill tönt.
Die Weihnachtsbeleuchtung - ein Wettstreit der Festbeleuchtungen
Ebenfalls ein Brauch, der gerne an den Adventssonntagen gepflegt wird, ist das Installieren der Weihnachtsbeleuchtung. Es gibt dabei zwei Arten von Menschen: Die Puristen, bei denen eine schlichte Lichterkette am Balkon das höchste der Gefühle darstellt, und die Enthusiasten, für die Weihnachten erst dann begonnen hat, wenn die gesamte Nachbarschaft in den Stromausfall getrieben wird.
In meiner Familie gehörten wir zur zweiten Kategorie. Vater hatte da eine ganz eigene Philosophie: Mehr ist mehr. Und so erstrahlte unser Haus jedes Jahr in einer Pracht, die den Polarkreis auf die südliche Hemisphäre verlegte. Weihnachtstraditionen wie diese zeugen nicht nur von Wärme und Liebe, sondern auch von einem leichten Hang zum Extrovertierten, der im Dezember allgemein gesellschaftsfähig zu sein scheint.
Wundersame Weihnachtsmärkte und das himmlische Kalorienbombardement
Nun, was wäre die Weihnachtszeit ohne die Weihnachtsmärkte? Glühwein, der die Wangen rötet, Handwerkskunst, die niemand wirklich benötigt, und kulinarische Köstlichkeiten, die jene Extra-Pfunde ansetzen, die wir im neuen Jahr wieder verbissen zu bekämpfen versuchen. Diese Märkte sind die ultimativen Orte, um sich dem nostalgischen Sog hinzugeben. Hier vereinen sich Familienspaß und romantische Dates zu einem erleuchteten Potpourri aus Tannennadeln und vorweihnachtlicher Stimmung.
Und lässt sich der familiäre Frieden durch das eine oder andere humorvolle Geschenk noch zusätzlich festigen oder gar durch unerwartete Kalorienbomben in den Bauch unsichtbar warmhalten? Völlig egal, ob man sich nach dem fünften Bratapfel fühlt, als ob man selbst eine Christbaumkugel geworden ist – Weihnachtstraditionen rund um den Marktbesuch bleiben unantastbar und unvergesslich.
Geschenkeflut – Vom sinnvollen Präsent bis zum skurrilen Staubfänger
Natürlich dürfen wir die Geschenke nicht vergessen – das Zentrum der Vorfreude für Jung und Alt. Während Kinder die Tage bis zur Bescherung zählen, befinden sich die Erwachsenen in einem Zustand zwischen Vorfreude und Panikattacken, besonders wenn sie am 23. Dezember feststellen, dass das „perfekte Geschenk“ online doch nicht lieferbar ist. Die Geschenkejagd, noch so eine Tradition, die uns jedes Jahr aufs Neue aufzeigt, wie kreativ (oder verzweifelt) wir sein können.
Ungeachtet der Tatsache, dass manche Geschenke eher zum kuriosen Staubfänger mutieren, ist es doch die Geste, welche zählt. Es geht um das Zusammenkommen, das Teilen von Glücksmomenten und das ehrliche Bemühen, Familie und Freunde zu erfreuen. Auch wenn man nach dem Austausch der Präsente regelmäßig bemerkt, dass das Fest der Liebe vermutlich auch die Jahreszeit mit der höchsten Dichte an nicht rückgabe- oder umtauschbaren Geschenken ist.
Süßer die Glocken nie klingen – Das Revival der Weihnachtslieder
Oh du fröhliche Weihnachtsmusik! Ein Punkt, an dem man keinesfalls vorbeikommt und der uns festlich umgarnt wie der Duft von frisch gebackenen Plätzchen. Jeder von uns hat diesen einen Verwandten, der es kaum erwarten kann, mit vollem Körpereinsatz und schiefer Stimme 'Stille Nacht' in die Runde zu trällern. Ob man es zugeben will oder nicht, irgendwas an diesen alten Melodien erweicht selbst ein hartes Herz.
Die Mischung aus sentimentaler Rührung und dem Drang, sich die Ohren zuzuhalten, begleitet uns konstant durch die Feiertage. Trotz gelegentlichem Fremdschämen ist das Singen von Weihnachtsliedern eine Tradition, die Gemeinschaft und eine zarte Verlegenheit erzeugt, die sonst nur bei der Wahl der falschen Supermarktkasse auftritt.
Vom Fest der Liebe zu Fest der Lektionen
In der Ruhe liegt die Kraft – oder war es die Festtagsstimmung? Weihnachtstraditionen erzählen nicht nur von unserem Kulturerbe, sie sind auch einen kleinen Testlauf für unsere Geduld und unser diplomatisches Geschick. Zwischen dem Anblick von glühenden Kinderaugen beim Auspacken der Geschenke und dem angstvollen herauszögerlichen „Danke“ für die selbstgestrickten Socken von Tante Gerda, lernen wir auf besondere Weise, Wert auf die kleinen Dinge des Lebens zu legen, die das große Ganze ausmachen.
Am Ende des Tages spielt es keine Rolle, wie kitschig der Weihnachtsbaum schimmert oder welche gastronomischen Meisterwerke aufgetischt werden – es geht um das Beisammensein, den Austausch von Liebe und die Freude an unseren teils skurrilen, teils rührenden Weihnachtstraditionen. Hauptsache, das Fest der Liebe wird daraus; ob in Gummibärchenform oder im Kerzenschein.