Warum gibt es verschiedene Zeitzonen?
Wenn die Uhr tickt und es an der Zeit ist, sich ins Zeitgeschehen zu stürzen, darf man durchaus fragen, wer denn auf den Trichter gekommen ist, die Zeit in unterschiedliche Scheiben zu schneiden. Räumlich betrachtet meinen wir hier natürlich die Zeitzonen – Einheitlichkeit adieu, hier tanzt jede Region nach ihrer eigenen Uhr.
Vom Sonnenstand zum Zonenplan
Es war einmal, in einer Welt, die weniger von digitalen Uhren und mehr vom Sonnenstand dirigiert wurde. Jede Stadt hatte ihre eigene Ortszeit, die sich nach eben diesem Sonnenstand richtete. Gleichzwölf bedeutete dabei, wenn die Sonne am höchsten am Himmel stand, zumindest für den Beobachter vor Ort. Doch mit der zunehmenden Vernetzung durch Eisenbahnen und Telegrafie entstand ein heilloses Durcheinander. Stellen Sie sich vor, Sie möchten eine Zugfahrt planen und jede Region tickt anders – der pure Wahnsinn!
Der smarte Kanadier Sir Sandford Fleming war es dann, der im ausgehenden 19. Jahrhundert eine phantastische Idee hatte: Warum nicht die Erdkugel in 24 gleich große Zeitzonen einteilen, basierend auf Längengraden, und somit ein einheitliches System schaffen? Gesagt, getan. 1884 wurde auf der Internationalen Meridiankonferenz in Washington D.C. die damalige Welt geteilt – will sagen, zeitlich. Greenwich in London durfte sich fortan als Nullpunkt der Zeit, als GMT (Greenwich Mean Time), fühlen.
Die Zeitzonen-Division – Ein Uhrwerk der Geographie
Also, wie funktioniert dieses globale Uhrwerk nun? Stellen Sie sich die Erde als massive Orange vor - eine, die sich in 24 Stunden einmal um sich selber dreht. Schneidet man diese Orange in 24 Spalten, erhält jede Spalte theoretisch eine Stunde Sonnenlicht in Echtzeit. Die Zeitzonen sind diese Spalten mit ihren eigenen, lokal angepassten Stunden. Wenn es also in einer Zone 12 Uhr mittags ist, dann schlürfen die Leute eine Zeitzone weiter womöglich noch ihren Morgentee bei 11 Uhr.
Doch ganz so simpel darf es natürlich nicht bleiben; Ländergrenzen und politische Entscheidungen sorgen für so manche Zeitzonen-Zickzacklinie auf der Weltkarte. China beispielsweise, ein Land, das locker mehrere Zeitzonen umspannen könnte, hat beschlossen: Wir machen es uns einfach und haben landesweit nur eine einzige Zeitzone. Praktisch, oder? Weniger praktisch allerdings, wenn man im Westen des Landes lebt und die Sonne im Winter erst um zehn Uhr morgens zum Dienst erscheint.
Sommerzeit, Winterzeit – Zeit, sich zu verwirren
Als ob die Zeitzonen nicht schon genug Stoff für Stirnrunzeln bieten würden! Zweimal im Jahr wird der Spaß noch gesteigert, wenn etliche Länder von der Normalzeit auf die Sommerzeit umschalten und umgekehrt. Das Ziel? Mehr Tageslicht am Abend zu genießen und angeblich Energie zu sparen. Während die einen enthusiastisch die Uhren umstellen, verzweifeln andere am "Mini-Jetlag" und daran, sich zu erinnern, ob die Uhr vorgestellt oder zurückgestellt wird. "Spring forward, fall back" – den Slogan auf Englisch kennen viele, doch über die Logik hinter dem Ganzen rätseln dennoch einige.
Die digitale Welt und die Zeitzonen – Freund oder Feind?
Ah, die moderne Technik. Uhren stellen sich heutzutage fast von selbst um, Smartphones wissen immer, wie spät es irgendwo ist. Meetings über Zeitzonengrenzen hinweg werden mit Kalenderfunktionen ein Klacks – solange alle Teilnehmer ihre lokale Zeit korrekt eingestellt haben. Dennoch stellt das Arbeiten über mehrere Zeitzonen hinweg Teams vor Herausforderungen: "Ok, unser Meeting ist um 9 Uhr CST – das bedeutet für dich... ähm... gib mir einen Moment." Und schon legt der virtuelle Teamsport namens "Zeitumrechnung" los.
Zeit für Humor – Kuriose Zeitzonenfakten zum Schluss
Kuriositäten gibt es reichlich im Reich der Zeitzonen. So existiert beispielsweise die Nepal Time, die fünf Stunden und fünfundvierzig Minuten vor der Greenwich Mean Time liegt – jawohl, fünfundvierzig Minuten! Und während wir dabei sind: In Australien gibt es eine Zone, die sich durch eine halbe Stunde auszeichnet, während in manchen Teilen des Pazifiks die Datumsgrenze etwas gar phantasievolle Haken schlägt.
Die Weltzeituhr am Alexanderplatz in Berlin, ein Symbol der Globalisierung – und vielleicht auch ein wenig der menschlichen Arroganz, zu glauben, wir könnten die Zeit in geordnete Bahnen zwingen. Sie steht dort, erhaben, und während wir uns darüber den Kopf zerbrechen, wie das eigentlich mit den Zeitzonen war, verrinnt unbeeindruckt die Zeit. Und so enden wir, wie es in der Welt der Zeitzonen so üblich ist: Mit einem Augenzwinkern und der Erkenntnis, dass Zeit letztendlich relativ ist, genau wie unser Versuch, sie zu verstehen.